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Diagnostik & Therapie

Dem individuellen Behandlungs- und Wochenplan gehen eine ärztlich-psychiatrische und eine psychologische Diagnostik voraus.

Ärztlich-psychiatrische Diagnostik:

  • Klinische Befunderhebung
  • Laboruntersuchungen
  • Apparative Diagnostik in Abhängigkeit vom klinischen Befund

Psychologische Diagnostik:

  • Klinische Diagnostik durch Wahrnehmung der Patienten im Alltag
  • im Bedarfsfall Leistungs-, Aufmerksamkeits-, und Persönlichkeitstests

Therapieformen

Entsprechend der individuellen Diagnostik werden unterschiedliche Behandlungen eingesetzt.

„Dem sprechenden Menschen kann geholfen werden!“

Jedem Patienten wird ein Arzt und/oder Psychologe als Bezugstherapeut zugeordnet, der in Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter aus dem Pflegeteam die sog. Bezugspflege bietet.

Das ärztlich-psychologische Gespräch dient dem verbesserten Verständnis der Symptomatik sowohl durch die Therapeuten als auch durch den Patienten selbst. Dazu werden aktuelle als auch biografisch wichtige Hintergründe einbezogen. Ziel der Therapie ist Veränderung, und zwar die, die notwendig ist, um ein zufriedenes Weiterleben zu ermöglichen. Immer wieder geht es um persönliche Aspekte, die – in einen situativen oder biografischen Zusammenhang gestellt – als Auslöser bzw. Verstärker identifiziert und verändert werden können.

Die regelmäßigen Gespräche mit der Bezugspflege ergänzen die ärztlich-psychologischen Gespräche, vertiefen einzelne Aspekte und begleiten den Patienten im stationären Alltag. Die Behandlung wird individuell geplant und regelmäßig evaluiert.

In der Einzeltherapie wird mit dem Patienten alleine gesprochen oder gearbeitet. Einzeltherapie findet im ärztlich-psychologischen Bereich und durch das Pflegepersonal statt, das häufig der erste Ansprechpartner bei akut aufgetretenen Fragen ist. Ebenso können alle anderen Berufsgruppen auch einzeltherapeutisch tätig werden.

Im Rahmen der Einzeltherapie können auch Expositionsübungen angeboten werden.

In den störungsübergreifenden Gruppentherapien bieten wir in fortlaufender, halboffener Form folgende Gruppen an:

Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)

Es soll eine Veränderung in Richtung einer annehmenden Haltung zu eigenen Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen erreicht werden und auch eine Akzeptanz zu externen Ereignissen, die nicht veränderbar sind (Akzeptanz). Damit soll die eigene Handlungsfähigkeit gefördert werden, die sich an dem orientiert, was einem im Leben wichtig ist (Commitment). Diese zwei Prozesse zusammen führen zum Hauptziel von ACT: psychischer Flexibilität.

Training emotionaler Kompetenzen (ERT)

Die emotionalen Kompetenzen sollen erweitert und gestärkt und so Defizite im Bereich der eigenen Emotionsregulation reduziert werden.

Metakognitives Training bei Depression und/oder Psychose (MKT-AKUT) zielt darauf ab, kognitive Verzerrungen, die mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von psychotischen Symptomen in Zusammenhang stehen, zu reduzieren.

Suchtspezifische Gesprächsgruppen (nach Kriterien des Motivational interviewing)

Durch die Motivierende Gesprächsführung als Grundlage wird eine Atmosphäre hergestellt, in der Veränderung vielmehr gefördert denn erzwungen wird. In der Vorannahme des Rechts des Patienten auf Selbstbestimmung kann der Patient seine Entscheidungen selbst finden. Es wird angenommen, dass Ressourcen und Motivation des Patienten zur Veränderung in ihm selbst vorhanden sind. Dies wird unterstützt durch Einbeziehung seiner Wahrnehmungen, Ziele und Werte. Im Konkreten beruhen die Interventionen auf den Prinzipien von MILLER (1983): Empathie ausdrücken, Diskrepanzen entwickeln, Widerstand umlenken und Selbstwirksamkeit fördern. Dies auch nach dem transtheoretischen Modell nach PROCHASKA und DiCLEMENTE (1982).

Recovery-Gruppe

Unter Anleitung einer EX-IN-Mitarbeiterin, um Stärken und Ressourcen aus der eigenen Erfahrung zu entwickeln (trotz und mit einer chronischen Erkrankung) und die Fähigkeit wiederzuerlangen, Krisen selbstbestimmt zu meistern.

Musikgruppe

Sich in einfachen musikalischen Formen auszudrücken und auf andere Gruppenteilnehmer musikalisch einzugehen, kann die Kommunikationsfähigkeit verbessern und so einen Beitrag zur Gesundung leisten. Darüber hinaus können rhythmische Übungen einen entspannenden Effekt haben. In der Klinik wird die „aktive Musiktherapie“ angewandt, d.h. die Patienten arbeiten mit einfachen Instrumenten in der Gruppe. Musiktherapie setzt dabei keine musikalischen Begabungen voraus und erfordert keine Kenntnisse mit bestimmten Instrumenten.

Kunst-/Ergotherapie

In der Kunst- und Ergotherapie werden die Patienten beim Kennenlernen und Vertiefen verschiedener Techniken unterstützt und begleitet. Durch den therapeutischen Prozess erlangen die Patienten ein besseres Verständnis für sich selbst und die sie prägenden Einflüsse. Es werden emotionale, geistige und soziale Fähigkeiten entwickelt und die eigene Projektion des Patienten gefördert. Es geht somit insgesamt sowohl um die Entwicklung instrumenteller Fertigkeiten als auch um die Weiterentwicklung sozio-emotionaler Fähigkeiten.

Entlassungsvorbereitungsgruppe

Diese ist Bestandteil der pflegerischen Entlassungsplanung. Sie fördert die eigene Krisenkompetenz, stärkt in der Selbstfürsorglichkeit und ermöglicht somit den Übergang in die eigene Selbstständigkeit.

Nachsorgegruppe

Auch diese ist Bestandteil der pflegerischen Entlassungsplanung und bietet vormals stationären Patienten mit schwerwiegender Diagnose nach der Entlassung eine Übergangshilfe im Rahmen einer Nachbehandlung durch unsere Institutsambulanz. 

Weiteres:
Stationsbezogene Gruppen als niedrigschwelliges Angebot, Gruppen zum Erlernen von Alltagskompetenzen, Koch-/ und Backgruppe
 

Wir arbeiten mit anerkannten Therapieverfahren: Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie und Systemische Therapie.

Bei der Verhaltenstherapie wird zu Beginn einer Therapie gemeinsam mit dem Patienten abgeklärt, welche Ereignisse, Lebensbedingungen und persönliche Eigenschaften die jeweiligen Symptome mitbedingt haben. Gemeinsam mit dem Patienten wird dann festgelegt, welche spezifischen Verhaltensweisen einer Veränderung bedürfen und wie diese über geeignete Vorgehensweisen herbeigeführt werden kann.

Bei der Tiefenpsychologie ist die Grundannahme, dass unbewusste Konflikte, die nicht verarbeitet wurden, zu Hindernissen in der Entwicklung führen können. In der tiefenpsychologischen Therapie arbeitet man deshalb mit dem Prinzip des Verstehens und der Einsicht. Dies fördert den Genesungsprozess.

Die Systemische Therapie berücksichtigt neben den beiden o.g. Verfahren jeweils auch den sozialen Kontext der Betroffenen und benutzt gezielte Interventionen, um die eigenen Spielräume zu erweitern.

Elemente aus dem Motivational interviewing, der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) nach M. Linehan und auch dem Rollenspiel werden nach Bedarf ergänzt.

 

Entspannungsverfahren: In unserer Klinik besteht die Möglichkeit, die „Progressive Muskelrelaxation“ nach Jacobson zu erlernen. Gerade für Menschen mit innerer Unruhe, Nervosität und Anspannung bietet dieses Verfahren eine Möglichkeit, letztlich durch eigene Kraft diese Zustände zu bewältigen.

Die medikamentöse Therapie kann in schwerwiegenderen Krankheitsphasen die psychotherapeutische Arbeit ergänzen. Als Psychopharmaka werden Medikamente bezeichnet, die krankhafte Veränderungen des Erlebens und Verhaltens beeinflussen und die zur Behandlung psychischer Störungen eingesetzt werden. Psychopharmaka unterstützen dabei gesunde Persönlichkeitsanteile und bessern krankheitsbedingte Störungen des Erlebens und des Verhaltens.

Bewegungstherapie: Viele Menschen mit psychischen Störungen leiden unter Antriebsmangel und fehlendem körperlichen Elan. In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass Bewegungstherapie bei allen psychischen Störungen einen positiven Effekt hat. Unsere gruppentherapeutischen Angebote umfassen gemeinsames Gehen, Laufen, Mannschaftsspiele und Tanztherapie. Neben der körperlichen Aktivierung geht es bei Mannschaftssport und Tanzen auch um das aufmerksame Wahrnehmen der anderen, was bei bestimmten psychischen Störungen beeinträchtigt sein kann. Bei gezielten Indikationen ist eine Muskeltrainingstherapie an Geräten unserer Physiotherapeutischen Abteilung möglich.

Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei schweren Krankheitsverläufen insbesondere auch bei sog. therapieresistenter Depression. Die moderne Anwendung minimiert Risiken und Nebenwirkungen (Vollnarkose und medikamentöse Muskelrelaxion durch einen Anästhesisten, Sauerstoffbeatmung). Sinnvoll sind Anschlussbehandlungen in den ersten 6 Monaten, um Wiedererkrankungen zu vermeiden.

Lichttherapie: Für saisonal bedingte Depressionen, mono- und bipolare Depressionen sowie Altersdepressionen als Add-on der Antidepressivatherapie.

Sozialarbeit: In vielen Fällen haben Patienten neben ihren gesundheitlichen Problemen auch soziale Probleme. Diese werden im Behandlungsplan mitberücksichtigt, und erfahrene Mitarbeiterinnen stehen hier hilfreich zur Seite. Die Probleme reichen von Fragen der Kranken- bzw. Rentenversicherung bis hin zu Wohnungsfragen oder grundlegenden Fragen des Lebensunterhaltes. Darüber hinaus besitzen unsere Sozialarbeiterinnen auch spezifische therapeutische Kompetenzen, die von der Suchttherapie bis hin zur Familientherapie reichen.