Konzepte für die Zentralklinik
Medizinisches Strukturkonzept
Auch wenn zum Beginn der Planungsarbeiten vorgesehen ist, drei Kliniken zu einem Schwerpunktversorger mit Maximalversorgungsanteilen, die sich insbesondere in interdisziplinären Zentrumsstrukturen abbilden, zusammenzuführen, muss man von einem solchen nach modernsten Aspekten konzipierten Zentralklinikum erwarten, dass es zukünftig die Aufgaben eines Maximalversorgers übernimmt. Ein wesentliches Element des medizinischen Gesamtkonzepts der Region umfasst die enge Symbiose zwischen den ambulanten Angeboten in der Umgebung und der Zentralklinik. Die Basis für den zentralen Neubau ist das zukunftsorientierte medizinische Strukturkonzept, das die gesundheitliche Entwicklung der Bevölkerung und die Entwicklungen in der Medizin analysiert, bewertet und umsetzt. In die konzeptionellen Überlegungen sind dabei Prognosen zum demographischen Wandel, zum medizinischen Fortschritt, zur Digitalisierung und zur Robotik im Gesundheitssektor sowie zum sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel eingeflossen.
Im Mittelpunkt der Medizinstrategie der Zentralklinik steht die konsequente Umsetzung einer über alle, nicht nur über medizinische Bereiche greifenden Interdisziplinarität, Interprofessionalität und Intersekotoralität. Die Disziplinen, die für eine zukunftsgerechte Patientenversorgung zusammengehören, werden inhaltlich und räumlich in direkte Beziehung zueinander gesetzt. So können immer komplexere Krankheitsbilder effizient und umfassend diagnostiziert und therapiert werden.
Betriebsorganisation und Logistik
Ein modernes und zeitsparendes Logistikkonzept bildet ein Bindeglied im täglichen Betrieb des Zentralklinikums und dessen Planung. Die Aufgabe der Logistik ist es, das richtige Material, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Menge, in der richtigen Qualität und zu den richtigen Kosten bereitzustellen. Alle Logistikprozesse in der Zentralklinik sind im hohen Maße automatisiert und mit den medizinischen Kernprozessen abgestimmt. Ein Beispiel hierfür ist das Fahrerlose Transportsystem (FTS) sowie das Rohrpostsystem. Auf diese Weise sollen personenbezogene Transporte kostensparend auf ein Minimum reduziert werden. Moderne, zukunftsorientierte IT-Konzepte unter Einbeziehung von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützen darüber hinaus den Betrieb des Klinikums und ermöglichen es den Mitarbeitern, sich auf die Patientenversorgung zu fokussieren.
Der architektonische Aufbau der Zentralklinik orientiert sich an den Anforderungen einer effizienten Betriebsorganisation.
Leitgedanken sind dabei:
- hohe Versorgungsqualität
- Abbildung von Innovation
- Mitarbeiter- und Patientenfreundlichkeit
- hohe Flexibilität in den Raumnutzungen
- effiziente Arbeitsprozesse
Das Belegungskonzept der Somatik bringt Schnittstellenpartner in unmittelbare Nachbarschaft insbesondere bei medizinischkritischen Prozessen. Der Plattformgedanke von Kernbereichen (Ambulanzen, Integrierter Notfallversorgung und Radiologie, OP und Intervention, Intensivmedizin und IMC) wurde systematisch umgesetzt und erlaubt eine flexible Nutzung und schafft kurze Wege für Patienten und Mitarbeiter bei optimaler Orientierbarkeit.
Digitalisierung in Zentralklinik-Planungen berücksichtigt
Der Neubau der Zentralklinik ermöglicht es, die Digitalisierung von Anfang an voranzutreiben und die Entwicklungen und Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz zielgerichtet und effektiv einzusetzen. Dieser Aspekt wurde im aktualisierten Raum- und Funktionsprogramm konkretisiert. Durch die dynamische Entwicklung in diesem Sektor sind in den begonnenen Planungen diesbezüglich flexible Parameter zugrunde zu legen. Mögliche Themenfelder wie u. a.
- OP-Robotik,
- Roboterassistenzsysteme im Service- und Pflegesektor,
- robotische Assistenz in der Mobilisierung von Patienten,
- Einsatz von Künstlicher Intelligenz beispielsweise zur Diagnostik
sind dabei genauso denkbar wie hohe Standards im digitalen Patientenservice – vom Self-Check-Terminal über eine Wegeleitsystem-App bis hin zu Terminals an den Patientenbetten mit vielfachen Funktionen.
Ein zukunftsorientiertes Neubauprojekt wie die Zentralklinik muss diese dynamischen Entwicklungen berücksichtigen und auf entsprechende Innovationen, die sich zukünftig in der Praxis bewähren, reagieren können.
» Auch aus diesen Gründen spielen die Möglichkeiten der Flexibilisierung in der Planung der Architekten eine wesentliche Rolle und werden in den Auslobungsunterlagen immer als essentielle Qualitätsanforderung betont.
Raum- und Funktionsprogramm 2020
Das bereits 2016 erstellte Raum- und Funktionsprogramm wurde in Vorbereitung auf den Architektenwettbewerb nochmals überprüft. Aktuelle Leistungszahlen und damalige Hochrechnungen mit den dazugehörigen Kapazitätsberechnungen wurden abgeglichen und ergaben nur geringen Anpassungsbedarf. Eingeflossen in das aktuelle Raum- und Funktionsprogramm sind aktuelle medizinische Entwicklungen sowie in den vergangenen Monaten neu erstellte Konzepte in den Themen Logistik, Speisenversorgung und Energie.
Daraus ergaben sich u. a.
- Höhere Kapazitäten im Bereich Herzkatheterlabor
- Erweiterung der Kapazitäten für ambulantes Operieren
- Erweiterung der Flexibilisierungsmöglichkeiten angesichts von zukünftig zu erwartenden steigenden Zahlen ambulanter zu Lasten stationärer Leistungen
- Konzeption eines Integrierten Notfallzentrums (INZ)
- Vergrößerung von zwei Operationssälen zur Vorbereitung auf stärker zunehmenden Robotereinsatz bei Operationen
- Optimierung der Positionierung der bereits 2016 ausreichend geplanten Isolationsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Patientensteuerung aus den Erfahrungen der COVID-19-Pandemie
- Planung eines fahrerlosen Transportsystems (FTS-Anlage) im
- Rahmen des Logistikkonzepts beispielsweise für Transporte von Speisen oder Wäsche
Energiekonzept
Drei Varianten im Vergleich
Vor Beginn des Architektenwettbewerbs hat sich die Trägergesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Energieberatungsunternehmen encadi mit den Möglichkeiten der energetischen Erschließung intensiv beschäftigt. Das Energiegrobkonzept für das geplante Zentralklinikum enthält Vorschläge für die Energiegesamtversorgung des neuen Standorts. Untersucht wurden drei Varianten unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die unter diesen Gesichtspunkten favorisierte Variante ist die der sogenannten „Eigenversorgung“.
Sie berücksichtigt u. a. Elemente wie ein Blockheizkraftwerk, das technisch vorbereitet ist für einen möglichen Wasserstoffbetrieb, sowie Photovoltaikanlagen für den Strombedarf. Die für einen Krankenhausbetrieb essentielle Notstromversorgung erfolgt nicht über ein Heizöl-Aggregat, sondern über ein Batteriespeichersystem. Diese grundsätzlichen Überlegungen zur Energieversorgung
sind als Planungsgrundlage in den Architektenwettbewerb eingeflossen und werden in den weiteren Planungsstufen verfeinert.