Aurich/Emden/Norden. Die Personalsituation in den Kliniken Aurich, Emden und Norden wird derzeit in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert. Zuletzt hatten Emder Mitarbeiter die aus ihrer Sicht angespannte Situation beschrieben. „Die Arbeitsbelastung in den Kliniken ist in Teilbereichen durchaus hoch. Dies ist eine bundesweite Entwicklung und trifft auch für unsere Kliniken in Aurich, Emden und Norden zu“, so Dr. Astrid Gesang, medizinische Geschäftsführerin und Personalverantwortliche in der Trägergesellschaft. Die Gründe dafür sind jedoch vielfältig und lassen sich nicht auf eine einfache Formel bringen. Der Fachkräftemangel spiele im medizinischen Bereich sicherlich eine entscheidende Rolle. „Wir sind regelmäßig und intensiv auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, um entstehende Lücken in der Personalstruktur auszugleichen“, so Dr. Gesang. Insgesamt sind zurzeit (Stichtag: 30. September 2021) über alle drei Häuser 27 der rund 1.200 Planstellen nicht besetzt. „Dieser vergleichsweise geringe Wert lässt nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Teilbereichen unserer Kliniken zu Engpässen kommen kann“, so Dr. Gesang. Nicht immer können beispielsweise alle Krankheitsausfälle kompensiert werden. Kollegen, die eigentlich frei haben, müssen einspringen.
Die Folge: Es kam zuletzt immer mal wieder zu Abmeldungen insbesondere der Intensivstation und – in Bezug auf Abteilungen der Inneren Medizin – auch der Zentralen Notaufnahme der beiden Ubbo-Emmius-Kliniken. Diesem Problem wird durch Chefärzte und medizinische Geschäftsführung bereits mit verschiedenen Ansätzen begegnet. Dazu gehören Optimierungen in der Organisation der Notaufnahmen. Hier ist die Bildung einer Clinical Decision Unit in Vorbereitung, mit der die Verlegung von Notfallpatienten in den zuständigen Fachbereich beschleunigt werden soll. Auch weitere Maßnahmen wie die verstärkte Digitalisierung von Dokumentation und Patientenmanagement sollen den Arbeitsalltag in allen drei Häusern für die Mitarbeiter künftig erleichtern.
Darüber hinaus begegnet die Geschäftsführung den gestiegenen gesetzlichen Anforderungen mit der Einstellung von zusätzlichen Mitarbeitern. Mit den Pflegepersonaluntergrenzen, die die Maximalzahl an Patienten im Verhältnis zu Pflegekräften festlegen, ist beispielsweise der Druck auf die Intensivstationen – aber auch auf andere Bereiche des Krankenhauses – deutlich gestiegen. Diese Grenzen gelten dort seit Februar 2021, es gilt der Schlüssel eine Pflegekraft kümmert sich um zwei Patienten, um die Qualität in der Patientenversorgung sicherzustellen. Wenn dieser Schlüssel nicht eingehalten werden kann, weil nicht ausreichend Mitarbeiter zur Verfügung stehen, können vorhandene Betten nicht belegt werden. „Darum benötigen alle Kliniken im Bundesgebiet allein in diesem Bereich deutlich mehr Fachpersonal – die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist entsprechend hoch“, beschreibt Dr. Gesang die Situation, der nur mit größten Anstrengungen im Bereich der Personalgewinnung begegnet werden kann. „Das machen wir. Leider führen unsere Anstrengungen nicht immer zu kurzfristigen Erfolgen“, so Dr. Gesang. Auch das Standortentwicklungskonzept für die Kliniken zielt in diese Richtung. Verschiedene Leistungen werden an den drei Standorten konzentriert, um unter anderem auch das Fachpersonal konzentriert einsetzen zu können. Bei allen Entscheidungen müsse gleichzeitig berücksichtigt werden, so Dr. Gesang, dass die Anzahl der stationären Patienten insgesamt rückläufig ist, weil der ambulante Behandlungsanteil stetig steigt. Diese Entwicklung ist schon heute in den Standorten spürbar.
„Neben unseren Anstrengungen vor Ort ist aber auch die Politik in Berlin gefordert, hier gemeinsam mit den Krankenhäusern einen praktikablen und umsetzbaren Weg zu entwickeln, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen. Unsere Vertretungen, die Deutsche und die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (DKG und NKG), sowie die Ärzteorganisationen und die kommunalen Spitzenverbände haben frühzeitig auf diese Fehlentwicklung bei der Einführung von Personaluntergrenzen hingewiesen und konstruktive Alternativvorschläge zur Entlastung unserer Mitarbeiter gemacht. Es ist an der Zeit, diese Vorschläge jetzt konsequent umzusetzen“, so Claus Eppmann, Sprecher der Geschäftsführung der Trägergesellschaft.