Aurich/Emden/Norden. Im Krankenhaus gibt es zahlreiche Berufe, die im Hintergrund agieren und den reibungslosen Ablauf medizinischer Eingriffe gewährleisten. Neben den pflegerischen Aufgabenfeldern im OP gehören zu diesen Schlüsselpositionen die Anästhesietechnischen Assistenten (ATA) und die Operationstechnischen Assistenten (OTA). Mit einer dreijährigen Ausbildung eignen sich die angehenden Fachkräfte das Fachwissen und die Fähigkeiten an, um das medizinische Personal bei der Durchführung von Operationen zu unterstützen. Die Kliniken Aurich und Emden bieten im OP alle Ausbildungsmöglichkeiten an. Um einen Einblick in die Aufgabenfelder zu erhalten, sind für Schülerinnen und Schüler, die sich beruflich orientieren möchten, OP-Praktika in den Kliniken möglich.
Die Ausbildung zur ATA oder OTA kombiniert theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung. Die Auszubildenden erhalten eine bundesweit einheitliche Ausbildung, die ihrer anspruchsvollen Aufgabe entspricht und staatlich anerkannt ist. Sie erwerben Kenntnisse in Anatomie, Physiologie und Pharmakologie, über Medizinprodukte und Hygienevorschriften und in den verschiedenen Anästhesieverfahren sowie der Operationslehre. Im Laufe der Ausbildung erleben die Auszubildenden viele Eingriffe unterschiedlicher Fachkliniken.
„Zu Beginn haben wir uns viel mit der Hygiene befasst, weil diese im OP essentiell ist“, berichtet ATA-Auszubildende Julia Abramov von ihrem Start in die Ausbildung in der UEK Aurich, die mit einem Monat Blockunterricht begann. „Hinzu kamen Grundlagen der Anatomie, die für die Anästhesie wichtig sind: Wie ist die Lunge aufgebaut, wie funktionieren die Atemwege?“ Auch die Geräte, mit denen die Auszubildenden nach der Theoriephase arbeiten werden, sind ihnen gleich zu Beginn vorgestellt worden. Die theoretische Ausbildung der ATA erfolgt in Kooperation mit dem Hanse-Institut in Oldenburg, die der OTA mit dem BIC Bildungsinstitut in Leer.
Neben dem theoretischen Unterricht absolvieren die Auszubildenden Praxisphasen im Operationssaal, aber auch in anderen Bereichen, z. B. in der Notaufnahme, im Herzkatheterlabor, in der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) und auf Station, um umfassende Einblicke zu erhalten. ATA-Auszubildende Julia ist nun seit mehreren Wochen im OP in Aurich beschäftigt und sammelt bereits wertvolle Erfahrungen. „Ich bin von Anfang an eingebunden worden“, erzählt die Auszubildende. „Ich darf unter Aufsicht schon viele Aufgaben selbst durchführen und treffe auf sehr viel Verständnis im Team: Mir wird Zeit gegeben, mich einzufinden und vernünftig zu lernen, denn immerhin arbeiten wir mit Menschen.“ Zu lernen, wie sie mit Patienten vor und nach einer Operation am besten umgeht und ihnen Ängste nehmen kann, aber auch die medizinischen Vorbereitungsmaßnahmen wie Zugänge legen sind Aufgaben, auf die sich Julia in den kommenden Praxisphasen besonders freut. „Da ich vorher noch keine Erfahrungen im Berufsfeld Medizin gesammelt habe, habe ich an manchen Stellen noch Berührungsängste, doch weil wir viele Praxiseinsätze haben, wird sich das mit der Zeit ganz automatisch geben. Darauf freue ich mich.“
Die Tätigkeitsbereiche von ATA und OTA sind vielfältig und anspruchsvoll. Vor einer Operation bereiten sie den Operationssaal für die Patienten vor, überprüfen die Funktionsfähigkeit der Geräte und stellen die benötigten Anästhesie- oder OP-Materialien bereit. Der erste Kontakt zu den Patienten findet an der OP-Schleuse statt, hier ist viel Einfühlungsvermögen gefordert, um diese besondere Situation professionell zu begleiten. Bei Eingriffen mit wachen Patienten steht die ATA diesen stets zur Seite. Während des Eingriffs überwachen die ATA kontinuierlich die Vitalfunktionen des Patienten und unterstützen die Anästhesisten bei der Verabreichung der Medikamente. Darüber hinaus sind sie für die Dokumentation der verabreichten Medikamente und der Vitalparameter verantwortlich. Die OTA hingegen fokussieren auf die Vor- und Nachbereitung von Operationen, auf die Prüfung und das Bereitstellen von Geräten, Instrumenten und Implantaten sowie auf Springertätigkeiten, Instrumentieren und Dokumentieren während des operativen Eingriffs. „Der Beruf ATA oder auch OTA ist hervorragend für diejenigen geeignet, die gern im medizinischen Bereich mit Menschen arbeiten möchten, sich aber nicht die Arbeit auf Station für sich vorstellen können“, sagt die Leiterin der Anästhesiepflege in der UEK Aurich, Klaudia Strunk. Der Beruf ATA ist abwechslungsreich und breit gefächert – erfordert aber auch Flexibilität, denn: „Anästhesiepfleger und ATA arbeiten nicht nur im OP, sondern sind überall da, wo eine Narkose benötigt wird, auch in der Notaufnahme, im Herzkatheterlabor oder im Kreißsaal. Das heißt: Wir müssen immer auf den Einsatz bei Notfällen vorbereitet sein.“
Als Teil des interdisziplinären OP-Teams sind ATA und OTA eine unverzichtbare Stütze. Sie kommunizieren eng mit dem ärztlichen und dem pflegerischen Personal, um den reibungslosen Ablauf während der Operation sicherzustellen. Die Ausbildung zur ATA oder OTA ist eine spannende Karrieremöglichkeit im Gesundheitswesen, die Zukunftsaussichten für Absolventen sind vielversprechend. Aufgrund des stetigen Fortschritts in der Medizintechnik und der steigenden Anzahl von Operationen werden qualifizierte Anästhesietechnische und Operationstechnische Assistenten immer gefragter. Die ausgelernten Fachkräfte können sich zudem zu Praxisanleitern weiterbilden lassen und selbst neue OTA und ATA ausbilden.
Während das Klinikum Emden bereits seit einigen Jahren neben OTA auch ATA ausbildet, weitet die UEK neben der OTA-Ausbildung das Spektrum in diesem Jahr mit der Auszubildenden Julia Abramov auf die ATA aus. Die Kliniken freuen sich auf interessierte Bewerber, um den Nachwuchs im OP zu fördern. „Viele junge Menschen wissen gar nicht, dass hinter den Aufgaben einer ATA oder OTA eigenständige Berufe stehen, in denen sie ausgebildet werden können. Es wäre toll, wenn sich viele junge Menschen für diesen Berufszweig entscheiden und wieder mehr Nachwuchskräfte im OP arbeiten“, findet die Anästhesiepflegerin Strunk.