Aurich. Schon in der Schwangerschaft entwickelt sich eine innige emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. Enger Hautkontakt, zärtliche Berührungen und liebevolle Kommunikation sind deswegen auch unmittelbar nach der Geburt für den weiteren Bindungsaufbau sehr wichtig. Aus diesem Grund arbeitet die Geburtshilfe der Ubbo-Emmius-Klinik Aurich unter Leitung des Direktors der Frauenklinik, Dr. Helmut Reinhold, und dem für die Geburtshilfe zuständigen leitenden Oberarzt, Dr. Thomas Möller, nach einem bindungsfreundlichen Konzept. Hierfür ist die Abteilung jetzt erneut durch die Initiative „Babyfreundlich“ von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zertifiziert worden.
Das ganzheitliche Betreuungskonzept der Auricher Geburtshilfe orientiert sich an den körperlichen und seelischen Bedürfnissen von Eltern und Kind. Dazu gehört vor allem das sogenannte Bonding. „Dabei erfährt das Neugeborene direkt nach der Geburt engen und ausgiebigen Hautkontakt zur Mutter und zum Vater“, erläutert Dr. Möller. „Das gilt auch nach einem Kaiserschnitt.“ Diese Nähe macht viel aus: Das Kind ist ruhiger, stabilisiert sich gut und fühlt sich weiterhin sicher und geborgen. Auch die Stillberatung ist ein wichtiger Teil des Auricher Konzepts. „Ein harmonischer Still-Start nimmt Einfluss auf die weitere Stillzeit“, berichtet Eva Janßen, Stillbeauftragte und Projektleiterin „babyfreundlich“. Deshalb unterstützen ausgebildete Mitarbeiter die Mütter von Anfang an. Auch nach dem stationären Aufenthalt bietet die Elternschule (ELSA) ein breites Beratungs- und Unterstützungsangebot.
Neben der Geburtshilfe ist auch die Kinderklinik der Ubbo-Emmius-Klinik (UEK) seit 2012 nach den Kriterien der WHO und UNICEF zertifiziert. Damit ist bei einer erforderlichen Verlegung des Neugeborenen in die Kinderklinik weiterhin eine Betreuung gesichert, bei der die Familie und die Bindung zum Kind im Mittelpunkt stehen. Deutschlandweit gibt es laut der Zertifizierungsstelle ClarCert aktuell 90 zertifizierte Geburtskliniken und nur fünf als „babyfreundlich“ zertifizierte Kinderkliniken. „Unsere Geburtshilfe und Kinderklinik gehören dazu – als einzige in einem weiten Umkreis“, erklären die Mitarbeiter der Geburtshilfe und Dr. Gerhard Däublin, Chefarzt der Kinderklinik, nicht ohne Stolz.
Im Zentrum für Frühgeborene (Perinatalzentrum Level 2), das durch die Zusammenarbeit von Frauenklinik und Kinderklinik gebildet wird, können zu früh geborene Kinder (ab der 29. Schwangerschaftswoche beziehungsweise ab 1250 Gramm Geburtsgewicht) und Mütter in einer Risikoschwangerschaft (zum Beispiel bei zu hohem Blutdruck oder einer Diabeteserkrankung der Mutter) betreut werden. Auch Mehrlingsgeburten sind in der UEK möglich. Im Jahr 2020 wurden dort 26 Zwillingspaare geboren. Mit insgesamt regelmäßig über 1200 Geburten pro Jahr ist die Frauenklinik der UEK Aurich führend im ostfriesischen Raum. Bis Mitte August dieses Jahres erblickten bereits mehr als 800 Kinder in der UEK das Licht der Welt.