Emden. Zum 1. April 2021 hat Dr. Andrei Tropine, Facharzt für Radiologie mit Schwerpunkt Neuroradiologie, die Stelle als ärztlicher Leiter der neu entstandenen Sektion Neuroradiologie angetreten. In dieser Funktion ist er gemeinsam mit Chefarzt Prof. Dr. Thomas Büttner für den Ausbau der neurologischen Versorgung von Schlaganfallpatienten zuständig. Sein Fokus liegt auf der interventionellen Behandlung von akuten und chronischen Schlaganfällen. Dazu gehört zum Beispiel die Thrombektomie, eine operative Entfernung von Blutgerinnseln aus den Hirngefäßen. „Die Behandlungsansätze der Emder Stroke Unit sollen für alle Schlaganfall-patienten infrage kommen. Mit der Expertise von Dr. Tropine erweitern wir das Behandlungs-spektrum, um diesem Anspruch einmal mehr gerecht zu werden“, sagt Prof. Büttner.
Bislang wurden im Klinikum Emden vor allem medikamentöse Therapieverfahren angeboten, mit denen Blutgerinnsel (Thromben) aufgelöst werden. Diese Therapie, kurz Lyse genannt, ist allerdings nur wenige Stunden nach einem Schlaganfall erfolgversprechend. Das Behandlungs-spektrum für Patienten mit akutem Schlaganfall wurde nun um die hochwirksame mechanische Rekanalisation, auch bekannt als Thrombektomie, erweitert. Kurz nachdem er seine Arbeit am Klinikum aufgenommen hat, konnte Dr. Tropine bereits eine erste erfolgreiche Operation an einer Notfallpatientin durchführen. Bei der Thrombektomie wird das Blutgerinnsel mit Hilfe dafür speziell entwickelter Fanggeräte, genannt Stent-Retriever, mechanisch aus der Schlag-ader entfernt. Dies führt zu einer raschen Wiederherstellung der Blutzirkulation im Gehirn. Als einer von wenigen Spezialisten im Nordwesten ist Dr. Tropine für dieses Verfahren durch die Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DeGIR) zertifiziert worden.
Die medizinische Karriere des heute 50-Jährigen begann 2001 am Institut für Neuroradiologie der Universitätsmedizin Mainz. Dort beschäftigte er sich 16 Jahre lang mit dem breiten diagnostischen und therapeutischen Spektrum seines Fachgebietes. In den letzten drei Jahren wirkte er in Wiesbaden an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken als leitender Oberarzt am Ausbau des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie mit. „Ich bringe mit meiner Arbeit am Klinikum Emden eine der wichtigsten und effektivsten Methoden für die Behandlung von akuten Schlaganfällen in die Region. Patienten, die in der Vergangenheit für eine Thrombektomie in andere Krankenhäuser verlegt werden mussten, können nun in Emden bleiben“, berichtet Dr. Tropine.
Auch mit der neuen therapeutischen Möglichkeit gilt weiter „Zeit ist Gehirn“, wie Dr. Tropine betont. Sowohl Lyse als auch Thrombektomie können nur dann hilfreich sein, wenn der Schlaganfall schnell genug erkannt wird und der betroffene Patient rasch ins Krankenhaus kommt. Daher sollte bei jedem potentiellen Schlaganfall die nächstgelegene Stroke Unit angefahren werden.
Durch die fachliche Kompetenz von Dr. Tropine wird auch der neurovaskuläre Schwerpunkt am Klinikum Emden gestärkt. Nachdem mit Dr. Waltraud Wienert bereits seit Jahren eine erfahrene Gefäßchirurgin tätig ist, die Halsschlagadern operativ versorgt, ermöglicht Dr. Tropine nun das Stenting-Verfahren in diesem Bereich. Dabei wird über einen Katheter eine Gefäßstütze (ein sogenannter Stent) in der Verengung der Halsschlagader abgelegt und anschließend mit einem Ballon geweitet. Der Stent stabilisiert die Aufweitung und verhindert, dass sich neue Gerinnsel durch eventuell entstandene Verletzungen der Gefäßwand bilden. Die für den einzelnen Patienten optimale Therapie wird im regelmäßigen Austausch zwischen neuroradiologischen und gefäßchirurgischen Spezialisten mit den klinisch tätigen Neurologen am Klinikum Emden festgelegt.