Aurich/Emden/Norden. Die bestimmenden Faktoren für das Jahresergebnis 2021 der Kliniken Aurich, Emden und Norden sowie der angeschlossenen Gesellschaften, die am Dienstag durch den Wirtschaftsprüfer dem Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung vorgestellt wurden, blieben gegenüber 2020 unverändert und sind auch bestimmende Faktoren für das laufende Jahr 2022: Maßnahmen zur Pandemiebewältigung, Einflüsse der Rettungsschirme, Sonderfinanzierungen und Budgetverhandlungen für den kommunalen Gesundheitskonzern mit über 2400 Beschäftigten.
Das Konzernjahresergebnis der Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden-Norden liegt bei einem Minus von rund 12,1 Millionen Euro. Dieses Ergebnis setzt sich im Wesentlichen aus den Defiziten des Klinikums Emden mit rund 6,1 Millionen Euro und der Ubbo-Emmius-Klinik mit rund 5,2 Millionen Euro zusammen. Weitere Gesellschaften, die in dieses Konzernergebnis einfließen, sind die Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden-Norden mbH, die ANE-Service GmbH, die MVZ Emden gGmbH sowie die Ostfriesische Frischmenü GmbH.
„Die Rahmenbedingungen im deutschen Gesundheitswesen und die Corona-Pandemie fordern die Beschäftigten der drei Kliniken weiterhin in hohem Maße. Trotz allem haben sie einen wichtigen Teil zur Bewältigung der Pandemie in der Region Ostfriesland beigetragen und die Gesundheitsversorgung zu jedem Zeitpunkt sichergestellt“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Olaf Meinen. „Das verdient unser aller Respekt und den ausdrücklichen Dank des gesamten Aufsichtsrates.“
Die Aufgabe der Trägergesellschaft sei es, verlässliche Perspektiven für die Beschäftigten zu gewährleisten. „Dafür müssen einerseits in den Kliniken Veränderungen umgesetzt werden. Dafür müssen aber auch die finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden“, so Claus Eppmann, Sprecher der Geschäftsführung der Trägergesellschaft. „Neben unseren Anstren-gungen vor Ort ist auch die Politik in Berlin gefordert, gemeinsam mit den Krankenhäusern einen praktikablen und umsetzbaren Weg zu entwickeln, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen“, so Eppmann. „Unsere Vertretungen, die Deutsche und die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (DKG und NKG) sowie die Ärzteorganisationen und die kommunalen Spitzenverbände haben unter anderem frühzeitig auf die Fehlentwicklung bei der Einführung von Personaluntergrenzen hingewiesen und konstruktive Alternativvorschläge zur Entlastung unserer Mitarbeiter gemacht. Es ist an der Zeit, diese Vorschläge jetzt konsequent umzusetzen.“ Auch müssten die aktuellen Kostensteigerungen angesichts hoher Inflationsraten einen angemessenen Ausgleich finden.
Corona habe den Klinikbetrieb auch im vergangenen Jahr massiv beeinflusst und dazu geführt, dass die Patientenzahlen rückläufig gewesen sind. „Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Belastung auch aktuell beispielsweise durch krankheitsbedingte Ausfälle weiterhin sehr hoch“, hob Oberbürgermeister Tim Kruithoff als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender hervor.
Eine weitere Hürde stellten nicht abgeschlossene Budgetverhandlungen für die Jahre 2020 und 2021 mit den Krankenkassen dar, insbesondere die Finanzierung der Pflegebudgets per Selbstkostendeckungsprinzip. Gleichzeitig ging in den Häusern die erbrachte Leistung im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie im Jahr 2019 um acht Prozent zurück. Bundesweit sank diese Zahl in den Vergleichsjahren um 13 Prozent. „Bundesweit gehen die Experten nicht davon aus, dass sich das Leistungsvolumen der deutschen Krankenhäuser wieder auf das Niveau vor der Pandemie entwickeln wird. Auf diese Entwicklung muss sich auch die Trägergesellschaft einstellen“, so Heiko Goldenstein, Prokurist der Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden-Norden.
Rückläufige Fallzahlen in den Kliniken und die damit einhergehende zunehmende Ambulantisierung sind wesentliche Faktoren, die die Leistungsentwicklung der drei Kliniken und der Zentralklinik bestimmen werden. Dies ist auch die Grundlage für die Berechnungen und Analysen, die in das Medizin- und Konsolidierungskonzept, das derzeit von der Trägergesellschaft erarbeitet wird, einfließen. Abgeleitet von einem detaillierteren Medizinkonzept für die Zentralklinik werden darin die Medizin- und Standortkonzepte bis zur Zentralklinik entwickelt und Konsolidierungsmaßnahmen beschrieben. Dabei werden Konsolidierungspo-tentiale in allen Klinikbereichen ermittelt und analysiert. Erste Zwischenergebnisse wurden Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung am vergangenen Dienstag vorgestellt, eine umfassende Diskussion und Beschlussfassung ist für Ende September vorgesehen. „Nachdem wir erfreulicherweise die Förderzusage aus Hannover erhalten haben, gilt es, sich nunmehr sehr intensiv um die Entwicklung der Bestandshäuser zu kümmern, so dass auch auf dem Weg zur Zentralklinik die bestmögliche stationäre Versorgung gewährleistet ist und der Übergang nach Uthwerdum optimal gestaltet wird“, stellt Oberbürgermeister Kruithoff heraus.