- Das Klinikum Emden legt einen Schwerpunkt auf Lungenmedizin
- Die Maßnahme ist Teil des Standortentwicklungskonzepts
- Einrichtung der ersten Post-Covid-Ambulanz im Nordwesten im März 2021
- Erweiterung des Schwerpunkts um eine Klinik für Thoraxchirurgie mit neuem Chefarzt im April 2021
- Neue Oberärztin in der Thoraxchirurgie seit Juli 2021
- Geplante Zentrumsbildung mit Pneumologie, Thoraxchirurgie und Beatmungsmedizin
- Intensive Zusammenarbeit insbesondere mit der Pneumologie in der UEK Aurich sowie allen anderen Fachbereichen der UEK Aurich und der UEK Norden
- Intensive Zusammenarbeit mit den niedergelassenen ärztlichen Kollegen der Region
- Etablierung eines Thoraxboards zur Vorstellung von Patientenbefunden und Röntgenbildern zur Diskussion und weiteren Therapieempfehlung
Emden/Aurich. Der Fachbereich Innere Medizin wird zunehmend spezialisiert. Das ist für die Behandlung von Patienten mit Lungenerkrankungen ein wichtiger Schritt. Diese Erkrankungen sind weltweit stark verbreitet und führen zu hohen Sterblichkeitsraten. In Deutschland treten neben akuten Erkrankungen der Atemwege und der Lunge viele chronische Lungenerkrankungen wie Lungenkrebs, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Asthma bronchiale oder asbestassoziierte Erkrankungen auf. Um Patienten mit solchen pneumologischen Erkrankungen auf dem neuesten Stand der medizinischen Kenntnisse behandeln zu können, werden am Klinikum Emden die Methoden und Angebote in Diagnostik und Therapie ausgebaut und in der UEK Aurich umstrukturiert.
Mit der Klinik für Pneumologie und Beatmungsmedizin unter Führung von Chefarzt PD Dr. Jens Bräunlich ist zunächst ein neuer Schwerpunkt in Emden etabliert worden. Die Pneumologie befasst sich mit Erkrankungen der Lunge und der Atemwege sowie mit Beatmung. Neben dem gesamten diagnostischen und therapeutischen Spektrum der Lungenheilkunde bietet die Pneumologie in Emden spezielle Maßnahmen und Boards. Dabei handelt es sich um interdisziplinäre Fachgremien zur Planung von Diagnose und Therapie bei pneumologischen Erkrankungen. Im Laufe der Coronapandemie hat die Abteilung außerdem bewiesen, dass sie schnell auf die Bedürfnisse ihrer Patienten reagiert: Im März richtete das Klinikum Emden die erste Post-Covid-Ambulanz im Nordwesten ein. Hier werden Patienten behandelt, die an Spätfolgen einer Erkrankung mit COVID-19 leiden. Die Symptome der Betroffenen äußern sich sehr vielfältig. Sie reichen von Kopfschmerzen, dauerhaft anhaltendem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns, Husten, Haarausfall, Depressionen und ständiger Erschöpfung bis hin zu anhaltender Atemnot.
Seit Anfang April ergänzt die nach Emden verlagerte Klinik für Thoraxchirurgie unter der Leitung von Chefarzt Dr. Peter Krieg den pneumologischen Schwerpunkt. Dr. Krieg ist Facharzt für Chirurgie, Herzchirurgie und Thoraxchirurgie und war zuletzt Chefarzt der Thoraxchirurgie in Neuss (NRW) und davor langjährig in der Herz- und Thoraxchirurgie der Universitätskliniken in Jena, Homburg (Universitätskliniken des Saarlandes), Essen, Hannover (MHH), Freiburg und der Duke-University, Durham, USA tätig. Die Möglichkeit, den Aufbau eines Zentrums für Lungenmedizin auch im Rahmen der geplanten Zentralklinik mitgestalten zu können, überzeugte Dr. Krieg davon, ans Klinikum Emden zu wechseln. Dr. Krieg führt den von Ernst Förster an der Ubbo-Emmius-Klinik Aurich für die Region etablierten Fachbereich weiter und baut diesen im Rahmen der Standortentwicklung aus. Herr Förster wird im Herbst in den Ruhestand gehen.
Die Thoraxchirurgie ergänzt die Behandlung von Patienten mit Erkrankungen oder Verletzungen der Organe im Brustkorb. Dazu gehören die operative Behandlung und Diagnostik von gut- und bösartigen Erkrankungen der Lunge, des Rippenfells, des Mittelfellraumes (dem Zwischenraum zwischen den beiden Lungen) oder der Brustwand. Auch dort entstandene Metastasen, also bösartige Absiedlungen, die von bösartigen Erkrankungen anderer Organe ausgehen (z. B. Lungenmetastasen bei Darmkrebs) sind Teil des Behandlungs- und Diagnoseangebots. Oft kann auch bei entzündlichen Erkrankungen des Rippenfells oder bei irreversiblen Veränderungen des Lungengewebes (z. B. bei Lungenemphysem oder Lungenfibrose) oder bei irreversiblem Zwerchfellhochstand thoraxchirurgisch ein wesentlicher Beitrag zur Diagnose und zur Behandlung und Besserung der Beschwerden geleistet werden. Die Thoraxchirurgie in Emden bietet die Behandlung im gesamten operativen Spektrum der modernen Thoraxchirurgie mit dem Schwerpunkt auf minimalinvasive Techniken („Schlüsselloch-Chirurgie“) an.
Jüngst hat Dr. Johanna Firla als Oberärztin das Team der Thoraxchirurgie in Emden verstärkt. Die Fachärztin für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie hat bereits 10 Jahre an der Seite von Herrn Förster an der Ubbo-Emmius-Klinik in Aurich gearbeitet, bevor sie zur Erweiterung ihrer Kenntnisse im Bereich Thoraxchirurgie nach Oldenburg und Koblenz wechselte. Die Möglichkeit, in ihrer Heimat Ostfriesland ihre Erfahrungen aus den vorherigen Tätigkeiten in Lungenkrebszentren einbringen zu können und bei der Etablierung eines lungenmedizinischen Zentrums für die gesamte Region mitwirken zu können, überzeugte Dr. Firla schließlich, ans Klinikum Emden zu wechseln.
Der Aufbau und die Erweiterung des Lungen- bzw. Thoraxschwerpunkts sind Teil des Standortentwicklungskonzepts für das Klinikum Emden. Auf dem Weg zu einer Zentrumsbildung, die mit dem Einzug in die Zentralklinik abgeschlossen wird, wachsen die Abteilungen schon jetzt unter dem gemeinsamen Namen „LUME – Lungenmedizin für Ostfriesland“ zusammen. Die Fachbereiche bündeln ihre Kompetenzen und können eine interdisziplinäre und somit umfassende, dabei aber zugleich individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten abgestimmte Behandlung anbieten. So arbeiten Pneumologie, Thoraxchirurgie und Anästhesie/Intensivmedizinnicht nur im klinischen Alltag Hand in Hand. Die Ärzte bieten unter anderem auch ein Thoraxboard für niedergelassene Ärzte oder Fachkollegen aus dem Klinikumfeld an, dem diese über Videokonferenz beiwohnen können, um die Befunde ihrer Patienten zu besprechen. Hierfür wurde ein digitales Portal eingerichtet, über das ärztliche Kollegen die Befunde (z. B. Röntgenbilder) übermitteln können. In der Besprechung werden dann gemeinsam Behandlungskonzepte für Patienten entwickelt. Dies ist auch deshalb hilfreich, da es insbesondere im Bereich der Thoraxonkologie rasante Fortschritte in den therapeutischen Möglichkeiten gibt und so der Zusammenarbeit von Experten der Thoraxchirurgie, Pneumologie, Onkologie, Strahlentherapie und Schmerztherapie bzw. Anästhesie/Intensivmedizin eine immer höhere Bedeutung zukommt.
So ist auch die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ein wichtiger Faktor für den Ausbau des Lungenschwerpunkts in Emden. Bei speziellen Beatmungsformen, extrakorporalem Lungenersatz und Entwöhnung ist die Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin unter Führung von Chefarzt Dr. Klaus Kogelmann unerlässlich. Die Beatmungskompetenz wurde seit mehreren Jahren am Klinikum stetig weiterentwickelt. Extrakorporaler Lungenersatz ist notwendig bei schwerstkranken Patienten, die anderweitig nicht mehr zu beatmen sind. Die Entwöhnung, auch bekannt als Weaning, ist insbesondere nach einer Langzeitbeatmung notwendig, bis der Patient die eigene Atmung wieder vollständig allein übernehmen kann. Die Intensivmedizin im Klinikum Emden ist die einzige Klinik der Region, die in dieser Form Lungenersatzverfahren und Weaning als klinischen und auch wissenschaftlichen Kernpunkt eingeführt hat. Auch die standortübergreifende Zusammenarbeit ist auf dem Weg zur Zentrumsbildung etabliert. Die Ärzte in Emden stehen in engem Austausch mit ihren Kollegen von der Ubbo-Emmius-Klinik in Aurich und Norden und bauen gemeinsam das Netzwerk mit den niedergelassenen ärztlichen Kollegen zunehmend aus.