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Zentralklinik Uthwerdum: Baugenehmigung erteilt, Baumaßnahmen können beginnen

|   Allgemein

Uthwerdum. Der Bau der Zentralklinik in Uthwerdum wird konkret: Mit der Erteilung der Baugenehmigung am 1. Juli hat der Landkreis Aurich die Voraussetzungen für einen Start der Baumaßnahmen geschaffen. „Das ist ein wichtiger Schritt für das Projekt Zentralklinik", betont Trägergesellschafts-Geschäftsführer Dirk Balster. Zuvor hatte der Rat der Gemeinde Südbrookmerland den Bebauungsplan des Großprojekts und der Emder Stadtrat sowie der Auricher Kreistag den Bau der Zentralklinik final beschlossen. Der Beginn der Baumaßnahmen rückt damit immer näher. „Ab Mitte Juli beginnen die ersten Baumaßnahmen auf dem Grundstück, der erste Spatenstich für das Hauptgebäude wird voraussichtlich Ende August erfolgen und wir freuen uns auf die kommenden Schritte", sagt Projektleiter Andreas Epple.

Die Erteilung der Baugenehmigung ist Ergebnis einer über mehrere Jahre andauernden intensiven und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Aurich als Genehmigungsbehörde, der Trägergesellschaft als Bauherrin und zahlreichen Fachbehörden sowie Planungs- und Sachverständigenbüros. Seit dem Ergebnis des neuen Bürgerentscheides in der Stadt Emden im Jahre 2019 fanden nahezu wöchentlich Abstimmungstermine zu den unterschiedlichen Genehmigungsverfahren statt. Der über 14 Ordner füllende Bauantrag wurde im Dezember 2022 in Papierform beim Landkreis Aurich eingereicht. „Die für die Zulassung des Vorhabens Zentralklinik erforderlichen Genehmigungsverfahren stellen die umfangreichsten und anspruchsvollsten in der Geschichte des Landkreises Aurich dar“, erklärt Baudezernent Eiko Ahten. Mit der Erteilung der Baugenehmigung für den Hochbau finden diese termingerecht innerhalb des Rahmenterminplans der Trägergesellschaft ihren Abschluss.

Besondere Herausforderungen bei der bauordnungsrechtlichen Prüfung waren die im Erdgeschoss verlaufende Magistrale sowie innenliegende, als Rettungsweg dienende Treppenräume.
So kamen bei der Magistrale komplexe Ingenieurmethoden des Brandschutzes zum Tragen. Die Magistrale ist Bestandteil eines zweigeschossigen Brandabschnittes mit einer Grundfläche von ca. 2.100 m² bei einer Längenausdehnung von rund 101,50 m. Die Bemessung der Rauch- und Wärmeabzugsanlage wurde über eine Brandsimulationsberechnung nachgewiesen – ein technisch sehr komplexer und anspruchsvoller Nachweis, der im Landkreis Aurich bisher einmalig ist, wie Judith Vogel, Leiterin des Amtes für Bauordnung, Planung und Naturschutz, erläutert.

„Mit diesem Schritt wird das Projekt jetzt greifbar, denn durch die Erteilung der Baugeneh-migung erfolgt der Übergang vom Papier in die Realität“, sagt Aurichs Landrat Olaf Meinen und bedankt sich bei allen Beteiligten des bisherigen Prozesses. „Die Effizienz und Dynamik, mit der dieses zukunftsweisende Projekt auf den Weg gebracht wurde, zeigen das Bewusstsein und den klaren Willen aller beteiligten Behörden, politischen Entscheidungsträger, Dienstleister und nicht zuletzt der Bauherrin, die Zentralklinik zum Erfolg zu führen“, so Meinen.
Die Vergabeverfahren zu den Gewässerbaumaßnahmen, zur Vorbereitung des Baufeldes, zum Erwerb des Bauzauns und der Containeranlage sind bereits abgeschlossen. Die Vergaben zum Rohbau und weiteren Bautätigkeiten sind in der Vorbereitung. „Alle Planungen liegen im Zeitplan. Wir arbeiten eng mit allen Beteiligten zusammen, damit die Durchführung reibungslos verläuft", erklärt Projektleiter Andreas Epple. Mit der Fertigstellung des neuen Klinikums, das über 814 Betten verfügen wird, ist voraussichtlich im Jahr 2029 zu rechnen.

 

Das Genehmigungsverfahren

Vorausgegangen ist der Baugenehmigung eine Reihe von erforderlichen Genehmigungen und Erlaubnissen, die im engen Zusammenhang mit der Errichtung der Zentralklinik in Uthwerdum stehen.

 

  • Den Auftakt machte ein durch die Untere Landesplanungsbehörde des Landkreises Aurich durchgeführtes Raumordnungsverfahren, das in eine landesplanerische Feststellung mündete, die am 10.02.2023 bekannt gemacht wurde.
  • Bereits im vergangenen Dezember wurde die Planfeststellung für die Herstellung, Beseitigung und wesentliche Umgestaltung von Gewässern insbesondere auf dem künftigen Klinikgelände erteilt. Dies ist notwendig, weil sich auf dem Baufeld aktuell noch mehrere Gewässer befinden, die an den Rand des Plangebiets verlegt werden.
  • Für die Ordnung der Oberflächenentwässerung auf dem Klinikgelände wurde im Mai 2024 eine Plangenehmigung zur Herstellung des Regenrückhaltebeckens und einer zusätzlichen Flutmulde erteilt. Durch die Errichtung auf einer Warft und mit einer zukunftsweisenden Hochwasserbemessung inklusive Notüberlauf für Starkregenereig-nisse in Richtung Süden ist die Klinik für die kommenden Jahrzehnte gewappnet.
  • Da sich auf dem Baufeld in den vergangenen Jahren Lebensräume für geschützte Wiesenvögel wie den Kiebitz befunden haben, müssen Ausgleichslebensräume geschaffen werden. Im Rahmen der Bauleitplanung wurde eine wasserrechtliche Plangenehmigung für diese vorgezogenen naturschutzfachlichen Ausgleichsmaßnah-men (sog. CEF-Maßnahmen) durch den Landkreis Aurich erteilt, um den Wiesenvögeln attraktive Ersatzlebensräume in den Engerhafer Meeden zur Verfügung zu stellen.
  • Für die Herstellung von trockenen Baugruben für den Bau des Klinikums selbst sowie für weitere auf dem Gelände entstehenden Bauwerke muss das hoch anstehende Grundwasser entnommen und über die Vorfluter abgeleitet werden. Die entsprechende Erlaubnis zur sogenannten Grundwasserhaltung wurde im Mai 2024 erteilt. Insgesamt werden nach den Berechnungen etwa 2,1 Mio. m³ Wasser entnommen und wieder-eingeleitet.
  • Da in einem Krankenhaus sehr spezielles und mit Medikamentenrückständen belastetes Abwasser anfällt, wird für das Klinikum eine eigene Kläranlage in unmittelbarer Nähe zur kommunalen Kläranlage Uthwerdum errichtet. Durch modernste Behandlungs-methoden und die sogenannte vierte Reinigungsstufe wird das Abwasser gereinigt und anschließend in den Abelitz-Moordorf-Kanal eingeleitet. Dafür wurden kürzlich die Einleitungserlaubnis sowie die Baugenehmigung für die Kläranlage erteilt.
  • urch die Genehmigungsbehörden wurden insgesamt zahlreiche Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen angeordnet, um die Beeinträchtigungen auf die verschiedenen Schutzgüter wie die Umwelt, die Wasserwirtschaft, den Flächenverbrauch und natürlich die betroffene Bevölkerung so gering wie möglich zu halten.
  • Parallel zur Klinikplanung wurden im Amt für Kreisstraßen, Wasserwirtschaft und Deiche die Erschließung des Klinikgeländes über eine neue Kreisstraßenverbindung sowie ein zentraler Omnibusbahnhof geplant und über den Bebauungsplan genehmigt. So wird eine leistungsfähige Verkehrsanbindung des Zentralklinikums gewährleistet sein.
  • Am Freitag, dem 28. Juni 2024, ist dann der Bebauungsplan Nr. 8.08 „Zentralklinik“ der Gemeinde Südbrookmerland durch Bekanntmachung im Amtsblatt für den Landkreis Aurich in Kraft getreten, der die Voraussetzungen für die Erteilung der Baugenehmigung geschaffen hat.
Baudezernent Eiko Ahten (links) und Judith Vogel (2. v. r.), Leiterin des Amtes für Bauordnung, Planung und Naturschutz, vom Landkreis Aurich überreichen die digitale Baugenehmigung für die Zentralklinik an Geschäftsführer Dirk Balster (2. v. l.) und Projektleiter Andreas Epple (rechts). Fotografie: Trägergesellschaft