Emden. Gemeinsam mit der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin hat die Thoraxchirurgie des Klinikums Emden zum ersten Mal eine intrathorakale Operation unter lokaler Betäubung ohne Vollnarkose bei einem 84-jährigen Patienten durchgeführt. Der Patient war nach der Operation in einem guten Zustand und ist bereits nach Hause entlassen worden. Das Verfahren gehört zur modernen Thoraxchirurgie und wird derzeit erst an wenigen Zentren bzw. Kliniken in Deutschland angeboten.
Was ist das Besondere an einer Wach-Operation?
Die übliche Vollnarkose für einen operativen Eingriff an der Lunge beinhaltet immer die künstliche Überdruckbeatmung über einen speziellen Beatmungsschlauch. Bei der sogenannten Wach-Operation bleiben die Patienten im überwachten Dämmerschlaf („Analgosedierung“) und erhalten zusätzlich eine ultraschallgestützte örtliche Betäubung. Sie atmen während des Eingriffes durchweg selbstständig, also spontan. „Die Vorteile dieser Vorgehensweise sind für die Patienten vielfältig“, sagt PD Dr. Markus Paxian, Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin. „Das Verfahren ist weit weniger invasiv als eine Vollnarkose mit seitengetrennter Beatmung und der Patient verbringt signifikant weniger Zeit im OP.“ Darüber hinaus werde das Risiko für postoperative Verwirrtheitszustände deutlich minimiert.
Welche Herausforderungen bestehen für den Operateur?
Das Konzept ist eigentlich ein altes Verfahren, das vor mehr als 100 Jahren erstmals beschrieben wurde. Heutzutage gehört das wiederbelebte Verfahren seit ein paar Jahren zur modernen Thoraxchirurgie. Es ist allerdings sehr anspruchsvoll, insbesondere für das Operationsteam. Bei einer Operation unter maschineller Beatmung ist es möglich, die zu operierende Lunge während des Eingriffes nicht zu beatmen. Hierdurch bieten sich ideale Operationsbedingungen. Bei spontanatmenden Patienten dagegen bewegt sich die Lunge kontinuierlich synchron zur Atmung, was den Eingriff technisch anspruchsvoller macht. „Deshalb müssen wir darauf achten, noch sorgfältiger und schonender zu operieren“, sagt Dr. Ali Akil, Chefarzt der Thoraxchirurgie. Die Operation wird in minimal-invasiver Technik durchgeführt. Es wird lediglich ein kleiner Zugang (max. 2-3 cm) eingebracht. Durch die adäquate Schmerztherapie verläuft die Operation für die Patienten in der Regel schmerzfrei. Das Verfahren ist vor allem für ältere, vorerkrankte Patienten geeignet, weil diese Patientengruppe besonders vom Wegfall der beatmungs- und narkosebedingten Nebenwirkungen profitiert. „Die Patienten kommen postoperativ nach kurzer Zeit im Aufwachraum wieder auf die Normalstation. In der Regel können sie deutlich früher nach Hause entlassen werden“, so Dr. Akil.
Das Durchführen der Operation bei wachem Zustand des Patienten ist technisch anspruchsvoller als eine Operation der Lunge unter Vollnarkose, erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine entsprechende Expertise. Für eine ausgewählte Patientenklientel stellt diese Methode jedoch ein sicheres und nebenwirkungsarmes Verfahren dar, dessen Vorteile klar überwiegen. Die Vermeidung von Nebenwirkungen einer Vollnarkose und der Beatmung ermöglichen eine schnelle Genesung der Patienten.