Emden. Mit Pandemiebeginn im Jahr 2020 brach die Zahl der in Kliniken behandelten Schlaganfälle ein: Viele Patienten mieden aufgrund der unsicheren Situation rund um das neuartige Coronavirus den Weg ins Krankenhaus. „Die Folgen eines Schlaganfalls können allerdings gravierend sein“, erklärt Prof. Dr. Thomas Büttner, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Emden. „Oft ruft die plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn bleibende Schäden hervor.“ Dies könne mit einer rechtzeitigen spezialisierten Behandlung oftmals vermieden oder zumindest verringert werden.
Die Schlaganfallstation (Stroke Unit) des Klinikums Emden behandelt jährlich durchschnittlich über 1000 Patienten. Während des ersten Höhepunkts der Pandemie im Frühjahr 2020 wurden auf der Stroke Unit nur 57 Prozent der sonst üblichen Patientenzahlen behandelt und eine Häufung verspäteter stationärer Zuweisungen war zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr wurden dann wieder mehr als 1000 Schlaganfallpatienten in Emden versorgt. „Der Trend zum Anstieg der Behandlungszahlen setzt sich in diesem Jahr fort“, berichtet Prof. Büttner. „Die Patientenzahlen liegen wieder auf Vor-Pandemie-Niveau.“ Das heißt: Während in der Anfangsphase der Pandemie viele Patienten keine professionelle Behandlung erhalten haben, kommen sie nun wieder ins Krankenhaus. Der Chefarzt sieht darin eine Beruhigung der Situation, die für alle Betroffenen wichtig ist. „Die zwingend erforderlichen diagnostischen Maßnahmen müssen zügig nach Ankunft im Krankenhaus durchgeführt werden“, sagt Prof. Büttner. Im Klinikum Emden gelingt das meistens innerhalb von 30 Minuten. „Damit ist das Klinikum Emden doppelt so schnell wie der Durchschnitt der neurologischen Kliniken in Deutschland“, betont der Chefarzt.
Seit über 20 Jahren werden Schlaganfallpatienten am Klinikum Emden versorgt. Die große Erfahrung der Abteilung sichert eine schnelle Ablauforganisation und eine kontinuierlich hohe Qualität der Schlaganfallversorgung für Emden und die Region. Dies bestätigt auch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft (DSG), die die Emder Stroke Unit jüngst zum sechsten Mal zertifiziert hat.
Die Zertifizierung einer Stroke Unit unterliegt strengen Richtlinien, die von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft vorgegeben und überprüft werden. Die seitens der Gutachter geforderten Qualitätskriterien werden nach Angaben von Prof. Büttner von Mal zu Mal anspruchsvoller. Entscheidend seien nicht nur optimale Prozessabläufe innerhalb der Rettungskette (vom Rettungsdienst über die Notaufnahme und die Röntgendiagnostik bis zur Behandlung auf der Stroke Unit) und der frühzeitige Beginn von Rehabilitationsmaßnahmen, sondern auch das rechtzeitige Erkennen und Behandeln von Komplikationen wie Schluckstörungen oder Herzrhythmusstörungen. Hierfür ist eine umfassende Schulung und Weiterbildung aller Mitarbeiter unerlässlich, die der leitende Oberarzt der Stroke Unit, Dr. Michael Bauerle, regelmäßig vornimmt.
Von zentraler Bedeutung ist auch der Nachweis einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den an der Behandlung von Schlaganfallpatienten beteiligten Fachabteilungen, denn nur so können bestmögliche Ergebnisse für die Betroffenen erzielt werden. Neurologen, Neuroradiologen, Gefäßchirurgen und Kardiologen arbeiten im Klinikum Emden eng mit spezialisierten Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden sowie Neuropsychologen und dem Sozialdienst zusammen. „Auf einer speziellen Schlaganfallstation, wie sie das Klinikum Emden vorhält, kann die erforderliche medizinische Versorgung unverzüglich und mit hoher Qualität gewährleistet werden“, erklärt Prof. Büttner. „Die professionelle Behandlung senkt die Sterblichkeitsrate erheblich, außerdem treten weit weniger Komplikationen und Einschränkungen durch den Schlaganfall auf.“
Einen Schlaganfall rechtzeitig erkennen
Es ist wichtig, einen Schlaganfall rechtzeitig zu erkennen, damit der Betroffene schnell behandelt werden kann. Zu den typischen Symptomen gehören eine plötzliche einseitige Lähmung, ein einseitiges Taubheitsgefühl in Arm, Bein oder Gesicht, ein einseitig herabhängender Mundwinkel oder Sprachstörungen. Wenn diese Symptome auftreten, sollte schnellstmöglich der Rettungsdienst (112) benachrichtigt und der Verdacht auf einen Schlaganfall geäußert werden. Es kann hilfreich sein, beengende Kleidung zu lockern und den Betroffenen zu beruhigen.